In
den Innenstädten werden die Wohnungen knapp – vor allem aus finanziellen
Gründen entscheiden sich immer mehr Menschen für die Platte
Vor nunmehr zehn Jahren galten Plattenbauten als ungeliebte
Stadtrand-Erscheinungen. Andrej Eckhardt, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft
Grüne Mitte im Berliner Plattenbau-Viertel Hellersdorf, erzählt, dass zur
damaligen Zeit elf Prozent Leerstand herrschte. Seine ersten Inserate lauteten
daher: „Junge Paare wohnen ein Jahr mietfrei!“ Doch die Zeiten haben sich
geändert und Sonderaktionen gibt es schon lange nicht mehr – denn die Mieter
ziehen auch ohne Niedrigpreisversprechen in die Plattenbausiedlungen. „In den
letzten Jahren gab es einen regelrechten Run auf die Plattenbauten“, weiß
Immobilienexperte Thomas Filor. „In den Boomstädten wie Berlin, Köln, Hamburg,
München oder auch Leipzig gibt es immer weniger freie Wohnungen in
Hochhaussiedlungen.“ Die Problematik besteht darin, dass die Groß- und Uni-Städte immer mehr Menschen anziehen,
ohne merklich neue Wohnungen zu bauen. . Für viele Mieter ist das Wohnen in der
Innenstadt unbezahlbar geworden.
Vor allem die Vermieter freuen sich über den aufkommenden
Imagewandel der Platten, die lange Zeit als soziale Brennpunkte gemieden
wurden. Die Renaissance dieser Immobilien wird beflügelt durch die wachsende
Bevölkerungszahl. In den sieben größten Städten ist die Bevölkerungszahl nach
Angaben des Bundesbauministeriums seit 2007 um rund 330.000 gestiegen. In
manchen Szenevierteln der Großstädte stehen Mietinteressenten bei Besichtigungen
Schlange bis auf die Straße. Diejenigen, die sich zentrale Viertel nicht
leisten können, weichen auf die am Stadtrand gelegenen Plattenbauten aus.
„Neben dem starken Menschenandrang auf die Boomstädte, spielen auch die
Investitionen in entsprechende Siedlungen eine entscheidende Rolle“, so Filor
weiter. „Beispielsweise werden in das Berliner Märkische Viertel Millionen
investiert“, bestätigt der Immobilienexperte.
Doch Thomas Filor warnt auch davor, die Siedlungen zu
ruinieren: „Der Trend kann schnell in die falsche Richtung gehen und die
Siedlungen zu Kommunen einkommensschwacher Haushalte machen, wie in den 70er-
und 80er-Jahren.“ Das Geheimnis sei die soziale Mischung in den entsprechenden
Wohngegenden.
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